Wandern & Kühe – So geht das friedliche Miteinander
Lesezeit ca. 6 Minuten | Autor: Hervis Sports
Sie sind aus dem Bild von Bergen und Almen nicht wegzudenken: Grasende, zufriedene Kühe, deren Glocken sofort für heimelige Stimmung sorgen. Leider kommt es immer wieder zu Unfällen, wenn wandernde Menschen Weiden überqueren und die Tiere das Gefühl haben, sich oder ihre Jungen verteidigen zu müssen. Wer sich richtig verhält, sorgt aber für ein sicheres und friedliches Miteinander in den Bergen. Hier erfährst du, wie das geht!
Sind Kühe gefährlich für Wanderer?
Kühe sind nicht per se gefährlich für den Menschen, immerhin koexistieren wir seit Jahrtausenden und besonders Milchkühe sind an uns gewöhnt. Sie sind sogar sehr friedliche Tiere, die in der Regel wenig bis kein Interesse an ruhig vorbei spazierenden Menschen zeigen. Kühe sind außerdem Fluchttiere, was bedeutet, dass sie instinktiv Konflikten eher ausweichen, als aktiv jemanden oder etwas anzugreifen. Wenn eine Kuh also auf einen Menschen losgeht, passiert das nicht grundlos – fühlen sich die Tiere bedrängt oder haben Muttertiere das Gefühl, dass ihre Kälber in Gefahr sind, können sie dazu übergehen, sich zu verteidigen.
Jungtiere selbst sind – ähnlich wie menschlicher Nachwuchs – oft übermütig, motorisch noch etwas ungeschickt und kennen keine Gefahr. In ihrer Neugier kann es schon einmal passieren, dass sie dir nahe kommen und vielleicht sogar mit dir spielen wollen. So putzig das sein mag, solltest du das Herumtollen trotzdem den Kälbern untereinander überlassen. Denn unkontrollierte Bewegungen einer jungen Kuh können, wenn auch von dieser nicht beabsichtigt, durchaus schmerzhaft für uns Menschen sein.
Wie geht man richtig an Kühen vorbei?
Mach dir zuerst einmal folgendes bewusst: Die Kühe leben auf der Weide, auf welcher du nur kurz zu Gast bist. Es liegt also nicht nur in deinem Interesse, sondern auch in deiner Verantwortung, dich so zu verhalten, dass du keine Bedrohung für die “Einheimischen” darstellst – und sei es nur unabsichtlich.
Folgende “Hausregeln” gilt es, auf der Weide zu beachten:
- Besucher ja, Eindringlinge nein
Wer ruhig und langsam eine Weide überquert und dabei respektvoll Abstand hält, wird von deren gehörnten Bewohnern meist entweder bloß interessiert beobachtet oder überhaupt ignoriert. Kinder nimmst du am besten an die Hand, um zu verhindern, dass sie aus Neugier auf die Tiere zulaufen.
- Entspann dich
Kühe sehen nicht besonders gut und sind deshalb ziemlich schreckhaft. Ruckartige, große Bewegungen oder Sprints um die Wette haben auf einer Weide deshalb absolut nichts verloren.
- Ruhe, bitte
Apropos schreckhaft: Wer schlecht sieht, kann plötzliche, laute Geräusche in der Nähe nicht zuordnen. Darum ist in der Umgebung von Kühen zur Sicherheit aller Ruhe angesagt! Laute Gespräche, lautes Lachen, Singen oder Musik bitte wenn überhaupt erst wieder nach Verlassen der Weide.
- Nicht berühren
Das umgangssprachliche Rindvieh ist kein Kuscheltier! Selbst die entspannteste Milchkuh kann sich bedrängt fühlen, wenn du als für sie fremder Mensch direkt auf sie zu kommst und dann auch noch versuchst, sie zu streicheln. Deshalb: Finger weg!
- Tiere sind keine Touristenattraktion
Für viele von uns sind Kuhherden kein alltäglicher Anblick. Respektiere trotz aller Neugier den Freiraum der Tiere – Füttern oder Anschleichen, um Selfies zu machen, sind absolute No-Gos!
- Kälber = Abstand
Mutterkühe haben einen besonders ausgeprägten Beschützerinstinkt und verteidigen ihren Nachwuchs, wenn nötig, mit vollem Körpereinsatz. Herden mit Kälbern meidet man deshalb am besten großräumig und verhält sich in ihrer Nähe besonders ruhig.
- Read the room (äh, die Weide)
Wirf, bevor du eine Weide betrittst, zuerst einmal einen Blick auf die Herde. Verhält sich diese unruhig oder fixiert bereits eine Person oder einen Hund vor dir, heißt es: Abstand halten. Nimm zu deiner eigenen Sicherheit lieber einen Umweg in Kauf, denn die Wege einer bereits gereizten Herde zu kreuzen, provoziert einen Angriff.
- … und die Hinweisschilder
Wenn dich ein Wanderweg über eine Kuhweide führt, achte auf entsprechende Hinweisschilder. Diese werden von den Halter:innen der Tiere angebracht und geben Auskunft über das richtige Verhalten den Kühen gegenüber, um sie nicht zu beunruhigen. Lies dir diese Hinweise vor Betreten der Weide genau durch und halte dich an sie – immerhin stammen sie von den Menschen, welche die Kühe vor dir am besten kennen!
- Grenzen respektieren
Du bist, wie gesagt, nur Besucher:in. Bleib deshalb auf den zum Wandern vorgesehenen Wegen über Weiden oder an diesen vorbei. Auf mit Zäunen abgesperrten Wiesen haben nur den Rindern bekannte Menschen, die sich um diese kümmern, etwas verloren. Als Fremder wärst du ein Eindringling im Territorium der Herde, das es zu schützen gilt.
Ergo: Wer die Weide ruhig überquert und dabei Abstand zu den Tieren hält, wird in der Regel keine Probleme mit ihnen haben!
Hund & Kuh – wie verhält man sich richtig?
Wer einen Vierbeiner dabei hat, sollte Weiden wenn möglich umgehen. Besonders, wenn Kälber dabei sind, ist hier große Vorsicht geboten! Müsst ihr trotzdem an der Herde vorbei, nimm den Hund unbedingt an die kurze Leine oder trage ihn, wenn möglich. Halte so viel Abstand wie möglich zu den Kühen und ihren Jungen und sorge dafür, dass dein Hund sich ruhig verhält. Kennt dein Begleiter auf vier Pfoten das Weidevieh noch nicht, ist es ratsam, wenn du die beiden in einem sicheren Umfeld (sprich: mit einem Zaun zwischen ihnen) einander vorstellst, bevor ihr gemeinsam eine Weide überquert. Kühe können wegen ihrer schlechten Sicht einen Hund leicht für einen Wolf halten und vor ihm erschrecken, bzw. ihre Kälber gegen ihn verteidigen wollen.
Achtung: Sollte trotz aller Vorsicht eine Kuh deinen Hund angreifen, lass unbedingt die Leine los! Hunde sind im Gegensatz zu Menschen in der Regel schnell genug, einer laufenden Kuh zu entkommen. Versuche nicht, dich ihr in den Weg zu stellen – du würdest hier leider den Kürzeren ziehen. |
Angst vor den paarhufigen Wiederkäuern zu haben, ist also nicht nötig. Denn wer die Tiere und ihren Freiraum respektiert, kann die Gefahr eines Angriffs auf das Minimum senken. So ist ein friedliches Miteinander möglich und alle Beteiligten – egal, ob zwei- oder vierbeinig – können ihren Aufenthalt in den Bergen genießen!
Mehr zum Thema Wandern findest du im HERVIS Outdoorberater: Dort erwarten dich ausführliche Tipps zur Wahl der richtigen Ausrüstung und deren Pflege. Damit du deine nächste Wanderung in jeder Hinsicht optimal vorbereitet antreten kannst.
HAFTUNGSAUSSCHLUSS:
Diese Tipps und Infos haben wir nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Wir bitten jedoch um Verständnis, dass wir eine Haftung dafür nicht übernehmen können.