Der Guide für richtiges Bergabgehen beim Wandern
Lesezeit ca. 9 Minuten | Autor: Hervis Sports
Du hast die Bergspitze erreicht, das Gipfelkreuz-Selfie ist gemacht und der Eintrag im Gipfelbuch steht auch bereits. Erleichtert und stolz blickst du ins Tal hinunter. Die Bergtour ist aber noch nicht ganz vorbei: Für den letzten Endspurt, also den Weg nach Hause gilt es noch so einiges zu beachten. Die richtige Gehtechnik ist beim Bergabgehen beispielsweise entscheidend, um deine Kniegelenke bestmöglich zu schonen. Auch die Schnürung deiner Wanderschuhe spielt eine wichtige Rolle, um deinen Abstieg komfortabel und sicher zu gestalten. In diesem Beitrag erfährst du alles, was du fürs sichere Heimkommen wissen musst!
Der Abstieg darf nicht unterschätzt werden
Der Abstieg kann sich noch als ganz schön mühsam erweisen: Du bist vom Aufstieg geschwächt, deine Konzentration ist nicht mehr voll da, und sobald du nicht mehr vollkommen aufmerksam auf die Hindernisse vor dir bist, können Unfälle passieren. Auch werden in der Bewegung die Kniegelenke viel stärker beansprucht als beim Aufstieg. Selbst die Chance, dass du ausrutschst, ist im Abstieg höher. Damit du auf deiner Bergtour sicher unterwegs bist, ist die richtige Gehtechnik entscheidend.
Richtig bergabgehen
Wir neigen instinktiv dazu, uns beim Bergabgehen in Richtung Hang also nach hinten zu lehnen. Stabiler stehst du allerdings in einer leicht gebeugten Haltung mit einem leicht nach vorne geneigten Oberkörper. Beim Gehen solltest du kleine Schritte machen und den Fuß über die Ferse zum Ballen hin abrollen. Gelangst du zu einer ausgesetzten Passage mit Absturzgefahr, werde lieber langsamer und achte noch konzentrierter auf deine Umgebung. Zudem kannst du öfter eine kleine Pause einlegen, damit deine Konzentration nicht nachlässt.
Bei steilen Querungen beugt man sich gerne Richtung Hang, da man sich so sicherer fühlt. Dadurch belastest du aber deine Sohlen nicht gleichmäßig was wiederum deine Stabilität verringert. Achte also bei solchen Querungen besonders darauf, nicht nach innen also Richtung Hang zu kippen.
Unterstützung ist gefragt: Wanderstöcke
Wanderstöcke können dich nicht nur beim Aufstieg unterstützen. Sie sind genauso ein hilfreicher Begleiter fürs Bergabgehen. Dazu solltest du die Stöcke ein gutes Stück vor deinem Körperschwerpunkt absetzen. Deine Haltung ist dabei nach vorne gebeugt und das Gewicht verlagert sich auf deine Armen sowie den Wanderstöcken. Das ist wichtig – nur so kannst du deine Knie und Beine entlasten. Haben deine Wanderstöcke eine Teleskop-Funktion, solltest du vorab sicher sein, dass sie nicht wackeln oder plötzlich einfahren.
Zusammenfassend haben wir fünf Tipps für dich, die dir helfen, den Abstieg bravourös zu meistern:
- Plane deine Tour so, dass du noch genügend Kraft für den Abstieg hast.
- Verwende Wanderstöcke für mehr Stabilität und Halt.
- Kleine Schritte reduzieren das Stolper-Risiko.
- Belaste besonders bei steinigem Grund die Fersen anstatt der Fußballen.
- Achte auf deinen Körperschwerpunkt: Am stabilsten bist du, wenn der Schwerpunkt senkrecht über den Füßen liegt.
Die Wanderschuhe müssen sitzen
Eine wichtige Grundvoraussetzung, damit du dich am Berg sicher bewegen kannst, sind die richtigen Wanderschuhe. Passform, Größe und Qualität der Schuhe sorgen dafür, dass du angenehm und gut voranschreiten kannst. Wir haben diesem wichtigen Thema einen eigenen Berater gewidmet, der dir genau erklärt, welche Wanderschuhe zu dir passen.
In fünf Schritten zum perfekt geschnürten Wanderschuh
Wanderschuhe sollen dich nicht nur bei der Gipfeljagd, sondern auch beim Abstieg bestmöglich unterstützen: Wir empfehlen dir Wanderschuhe mit Ösen im Vorder- und Mittelschuh-Bereich und Zughaken am Schaft. Diese Verschlüsse sorgen zusammen mit der richtigen Schnürtechnik für einen sehr guten Halt und erlauben feine Anpassungsmöglichkeiten. Hast du also die idealen Wanderschuhe parat, ist die Schnürung leicht erklärt:
- Zuallererst lockerst du die Schnürsenkel so weit, dass du samt Wandersocken einfach in den Schuh schlüpfen kannst. Nun drückst du die Ferse Richtung Absatz und stellst sicher, dass Lasche und Socken keine Falten werfen. Diese sorgen sonst beim Wandern für gemeine Druckstellen.
- Nun geht’s ans Schnüren: Binde dir die Schuhe im Sitzen zu. So ist deine Ferse in der richtigen Position und du kannst beim Schaft fester anziehen, als wenn du stehen würdest.
- Die Schnürung nahe der Fußspitze ist meist mit Ösen ausgestattet und sollte recht eng gebunden werden. Möchtest du es um den Mittelfuß etwas lockerer haben, kannst du dazwischen einen Knoten machen.
- Ab deinen Fersen bzw. Knöcheln findest du meist sogenannte Zughaken, um die Schnürsenkel zu fixieren. Der erste Haken ist in den meisten Fällen tiefer gelegt und sollte extra fest fixiert werden. So rutscht deine Ferse nicht im Schuh hin und her und du vermeidest Blasenbildungen.
- Grundsätzlich fädelst du die Schnürsenkel von unten in die Haken ein. Für eine lockere Bindung kann der letzte Zughaken am Schaft übersprungen werden.
HERVIS-Experten-Tipp: Hast du zu lange Schnürsenkel, raten wir dir diese eher zu kürzen als mehrfach um den Schaft zu binden, sonst kann das Ganze leicht mal zu eng werden.
Auch die beste Schnürung gehört angepasst
Jeder von uns hat eine etwas andere Fußform, die sich auch während der Wanderung verändert: Deine Füße schwellen aufgrund von Wärme oder Bewegung etwas an. Deshalb sollte die Schnürung sowohl an deine individuelle Fußform als auch während der Wanderung angepasst werden. Dazu gibt es verschiedene Techniken:
Zwei-Zonen-Schnürung: Hier bindest du die erste Zone (Vorderfuß) fester zu als die zweite Zone (Schaft) oder umgekehrt. Ideal also, falls du einen hohen Spann hast und dadurch mehr Platz im Vorderschuh benötigst. Beim Bergabgehen kannst du an der Schuhbeuge fester binden, da dein Fuß so nicht so leicht nach vorne rutschen kann.
Fest zubinden mit der Flaschenzugtechnik: Falls deine Ferse einen Bewegungsspielraum hat und sich im Schuh auf und ab bewegt (Fersenschlupf), solltest du die Flaschenzugtechnik anwenden: Fädle den Schnürsenkel senkrecht durch die Zughaken – nicht über Kreuz. Das gegenüberliegende Ende des Schnürsenkels wird durch die Zughaken gefädelt. So kannst du in der Schuhbeuge mehr Spannung aufbauen. Bei den Ösen kannst du wieder wie gewohnt kreuzen.
Parallelschnürung: Solltest du einen hohen Fußrücken bzw. Spann haben, verspürst du einen Druck genau dort, so sich die Schnürsenkel kreuzen. Wir raten dir deshalb zur Parallelschnürung, wo die Schnürsenkel asymmetrisch gebunden werden. Die Schnürung ist zwar noch über Kreuz, doch wird in bestimmten Intervallen eine Öse – wie in der Grafik sichtbar – übersprungen.
Die Schnürung beim Schaft kannst du während der Wanderung anpassen. Nach der ersten halben Stunde kannst du gegebenenfalls fester zuziehen – der Schuh ist nun nicht mehr so steif wie beim “Erstbezug”.
Grundsätzlich benötigt dein Fuß beim Aufstieg mehr Bewegungsfreiheit und daher auch eine lockerere Schnürung. Beim Abstieg solltest du enger zu ziehen, um Fersenschlupf und Co. zu vermeiden.
Zudem solltest du, sobald deine Füße in der Bewegung oder aufgrund der Wärme anschwellen, die Schnürung lockern. Hier hilft es bereits, wenn du den letzten Haken in Schienbein-Nähe überspringst.
Mit diesen Tipps und der richtigen Schnürtechnik bist du bestens vorbereitet, um sicher vom Gipfel ins Tal zu gelangen. Damit die Bergtour zum vollen Erfolg wird, darfst du allerdings nicht auf die richtige Outdoor-Ausrüstung und Wander-Bekleidung vergessen. Was nützt die perfekte Schnürung, wenn der Rucksack unangenehm am Rücken drückt? Wirf dazu einen Blick in unseren Wander-Berater oder hole dir Tipps von unseren Fachexperten im nächsten HERVIS-Store!
HAFTUNGSAUSSCHLUSS:
Diese Tipps und Infos haben wir nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Wir bitten jedoch um Verständnis, dass wir eine Haftung dafür nicht übernehmen können.