Sicherheit am Berg – so verhältst du dich richtig
Berge haben seit jeher eine immense Anziehungskraft auf uns Menschen. Wir lieben es, steile Gipfel zu erklimmen und so die Welt von oben zu betrachten. Um die Bergspitze zu erreichen, sind oft schmale, unebene Wege und ausgesetztes Gelände zu passieren. Ein falsch gesetzter Schritt oder ein plötzlicher Wetterumschwung kann hier bereits ausreichen, deine Sicherheit zu gefährden. Bist du jedoch in der Lage, Risiken richtig einzuschätzen, senkst du die Unfallwahrscheinlichkeit stark. Die folgenden Verhaltensregeln sollen dir helfen, Unfälle im Gebirge bestmöglich zu vermeiden.
Das Klima
Flachland und Gebirge sind kaum miteinander zu vergleichen – das Klima am Berg ist viel dynamischer und in manchen Momenten unberechenbar. Mit jedem Höhenmeter, den du aufsteigst, kann sich die Witterung verändern. Ein drastischer Temperatursturz, eine plötzliche Windböe oder dichter Nebel ab der nächsten Kehre sind auf einer Bergtour keine Seltenheit. Zusätzlich wird die Luft dünner – und das buchstäblich, denn der Luftdruck verringert sich, je höher du aufsteigst. Wer schnell viele Höhenmeter zurücklegt oder es nicht gewohnt ist, dem kann schnell schwindelig werden. Leidest du unter der Höhe und reagierst beispielsweise mit Kopfschmerz, dann kehre besser langsam um.
Bereite dich auf das Wetter vor
Dank der heutzutage sehr präzisen Wetterprognosen und den sogenannten Höhenwetterkarten ist es für dich ein Leichtes, dich gut über die Witterung am Tag deiner Wanderung zu informieren. Verlasse dich aber nicht nur auf den Wetterbericht, sondern beobachte den Himmel stets kritisch. Eine dünne hohe Wolkenschicht, die im Tagesverlauf konstant tiefer sinkt, deutet beispielsweise auf ein heranziehendes Gewitter an.
Was tun, wenn plötzlich ein Sturm aufkommt?
Trotz deiner Vorbereitungen, wirst du auf deiner Wanderung von einem Gewitter überrascht?
Nimm für solche Fälle warme Kleidung (z. B. Fleecejacke, Mütze) im Rucksack mit, damit du nicht auskühlst. Meide stark ausgesetzte, windige Stellen und alleinstehende Bäume. Halte dich ebenso vor Felswänden fern – dort herrscht bei einem Sturm Steinschlaggefahr. Indem du ständig in Bewegung bleibst, vermeidest du eine Unterkühlung. Sobald du das Gefühl bekommst, der Rückweg könnte zeitlich knapp werden, brich die Tour lieber ab und kehre um.
Unberechenbar: Wandern im Frühling
Genauso wie sich das Höhenklima im Tagesverlauf ändern kann, verhält es sich zu den unterschiedlichen Jahreszeiten. Im Frühling triffst du als Wanderer auf ganz andere Bedingungen als im Hochsommer. Achte besonders auf die zwei folgenden Gefahrenquellen:
Vorsicht vor Altschneefeldern
Im Frühling kann es in hohen Lagen noch vereist sein, auch wenn du im Tal bei milden Temperaturen startest. Plötzlich blockiert dir eine Schnee- oder Eisdecke den Weg. Die richtige (Notfall-)Ausrüstung kann hier bereits helfen, vor allem abends und morgens können Schneedecken zu hart sein, um sie ohne Grödeln, Steigeisen und/oder Eispickel zu überqueren. Mittags hingegen kann ein solches Altschneefeld weich und gut mit Bergschuhen passierbar sein. Schmilzt der Schnee, solltest du dich allerdings vor sehr steilen Hängen in Acht nehmen. Du sinkst hier leicht ein und könntest samt der Schneedecke abrutschen. Im Frühjahr ist die Lawinengefahr zur Mittagszeit übrigens auch am höchsten. Informiere dich dazu immer vor deiner Tour im Lawinenlagebericht!
Was tun beim Absturz: die Liegestütztechnik
Sollte es dir passieren, einen schneebedeckten Hang hinunter zu stürzen, kannst du deinen Fall mit der sogenannten Liegestütztechnik unter Kontrolle bringen. Und so geht’s:
- Spreize Beine und Arme. So überschlägt bzw. rotiert dein Körper nicht.
- Bist du in Rückenlage, dreh dich rasch auf den Bauch.
- Bring nun Arme & Hände in die Liegestütz-Position: Du drückst sie tief in den Schnee – Handschuhe vermeiden Schürfwunden!
- Zum Schluss hebst du Gesäß hoch und winkelst die Beine an, sodass du dich nicht verhakst.
Sonnenhänge bergen Steinschlaggefahr
Eine weitere Gefahr im Frühling sind Steinschläge bei Sonnenhängen: Sobald die Sonne intensiv auf den abfallenden Hang strahlt, können Schmelzprozesse Steine oder Schneelawinen in Bewegung setzen. Ein Hinweis für Gefahr ist, wenn oberhalb des Pfades Schneemassen liegen oder sich eine Felswand befindet. In diesen Situationen musst du das Gelände gut beobachten, um das Risiko abzuschätzen. Vorbeugend solltest du dir die Wanderkarte genau anschauen und regionale Besonderheiten zum Gelände erfragen (z. B. Hüttenwirt oder Touristeninformation) sowie den Wetterbericht abfragen. So kannst du mögliche Gefahrenzonen vorab eruieren, die richtige Ausrüstung mitnehmen und deine Wanderung zur richtigen Tageszeit abhalten.
HERVIS-Profi-Tipp: Gerätst du tatsächlich in einen Steinschlag, drück dich eng an den Felsen und halte dir den Rucksack über den Kopf, um dich möglichst zu schützen.
Das Gelände beobachten
Konzentriere dich stets auf die Strecke, die vor dir liegt. Ein Absturzgelände erkennst du, wenn losgetretene Steine nicht mehr von selbst anhalten und bergab fallen. Stolperst du in so einem Gelände, ist die Gefahr groß, dass du als Folge den Hang abrutscht. Ist der Weg also ausgesetzt und schief, reduziere dein Tempo und achte besonders auf jeden Schritt, den du setzt.
Machst du – egal zu welcher Jahreszeit – eine gewagte Wandertour, solltest du vorab den aktuellen Lawinenbericht prüfen und einer Person das Ziel, den genauen Weg und eine ungefähre Rückkehrzeit mitteilen. Bei deiner Verspätung kann deine Vertrauensperson die Bergrettung verständigen.
Die richtige Zeitplanung
Je nachdem ob du in einer Gruppe oder alleine unterwegs bist, gilt es eine zuverlässige Zeitplanung zu verfassen. Beachte dazu, dass du in der Gruppe immer etwas langsamer bist als alleine. Zur Wegzeit müssen noch Pausen dazugerechnet werden. Online findest du praktische Gehzeit-Rechner, die für dich einen Richtwert ermitteln. Die Zeitplanung ist wichtig, damit du deine Vertrauensperson informieren kannst und damit du weißt, zu welcher Tageszeit du zu gewissen Wegpassagen gelangen wirst.
Das korrekte Kartenlesen
Eine Karte ist deine wichtigste Orientierungsgrundlage. Eine analoge Karte sollte den Maßstab 1 : 50 000 oder 1 : 25 000 aufweisen. Von diesem topografischen Hilfsmittel kannst du so einige nützliche Informationen herauslesen:
- Ziel, Richtung und Länge der Strecke
- Bodenbeschaffenheit
- Geländeform
- Geländeneigung
- Höhenunterschiede
- Hindernisse, Gewässer oder Schutzhütten in der Nähe
- Kennzeichnung der Wege (Schwierigkeitsgrad)
HERVIS-Profi-Tipp: Für den Fall, dass dein Handy zwischendurch keinen Empfang aufweist oder sich der Akku zu schnell leert, sollte eine Karte in Papierform stets mit im Gepäck sein!
Welche Ausrüstung ist notwendig?
Bei der Wahl deiner Ausrüstung gilt es zu überlegen, was du auf deiner konkreten Tour benötigst. Eine Wanderkarte, ein Erste-Hilfe-Set, ein Regenschutz, ein aufgeladenes Handy und ein Trinksystem mit ausreichend Wasser oder Tee sollten in jedem Fall dabei sein. Falls du früh morgens oder abends in der Dunkelheit unterwegs bist, packe auch eine Stirnlampe ein.
Die richtige Ausrüstung variiert je nach Jahreszeit und je nach Art der Tour. Im Hervis-Blog findest du Sicherheits- und Ausrüstungstipps zu vielen Outdoor-Sportarten:
- Tipps für Klettersteig-Anfänger
- Die richtige Wanderausrüstung bei Regen
- Sicher auf der Skipiste
- Sicherheitstipps fürs Rodeln
- 5 E-Bike-Tipps für Anfänger
- Sicherheitstipps für deine Skitour
- Notfallausrüstung beim Wandern
Schwierigkeitsgrade des Bergwegs miteinbeziehen
Die Bergwege in den Alpenregionen werden in den Schwierigkeitsgraden leicht, mittel und schwer eingeteilt. Eine farbliche Markierung soll helfen, die Wege besser erkennbar zu machen:
- Leichte Wege ohne Absturzgefahr werden entweder gar nicht oder blau markiert – in der Schweiz sind leichte bis mittelschwere Wege gelb gekennzeichnet.
- Rot-markierte Bergwege sind mittelschwer, hier solltest du trittsicher sein und schon einiges an Wandererfahrung mitbringen. Die Wege sind streckenweise sehr schmal, steil und haben ausgesetzte Passagen. In der Schweiz erkennst du solche Wege an einer weiß-rot-weißen Markierung.
- Schwere Gehwege haben eine schwarze Markierung und es besteht Absturzgefahr. Auf diesen Wanderwegen finden sich ebenso Kletterpassagen, wo deine Hände zum Einsatz kommen. Du solltest hier auf jeden Fall trittsicher und schwindelfrei sein. Die Schweiz geht wieder einen Sonderweg und markiert schwierige Wege weiß-blau-weiß.
Die wichtigsten Tipps für deine Bergwanderung:
- Handy aufladen
- Eine Person deines Vertrauens weiß über Ziel, Weg und Ankunftszeit Bescheid.
- Leichtes Gepäck samt hochwertiger und notwendiger Ausrüstung.
- Eine analoge Wanderkarte kann dir bei schlechtem Handy-Empfang weiterhelfen.
- Prüfe am Morgen vor der Tour Sicht, Niederschlag und Temperaturen für deine Wanderung!
- Vergleiche deine Gehzeit mit einem vorher erstellter Zeitplan und achte darauf, nicht zu spät zum Gipfel zu gelangen und genügend Zeit für den Rückweg zu haben.
- Stell dich darauf ein, bei einer nicht abzuschätzenden Gefahrenquelle umzudrehen.
- Am Tag deiner Tour musst du dich gesund und fit fühlen!
Wir haben dich jetzt hoffentlich nicht abgeschreckt, gleich los zu wandern? Das Gegenteil sollte der Fall sein: Ganz nach dem Motto “Vorsicht ist besser als Nachsicht” bist du mit diesen Tipps und Verhaltensregeln jetzt optimal für deine nächste Bergtour gerüstet!
HAFTUNGSAUSSCHLUSS:
Diese Tipps und Infos haben wir nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Wir bitten jedoch um Verständnis, dass wir eine Haftung dafür nicht übernehmen können.