So findest du den richtigen Sattel für dein Fahrrad
Beim Radfahren lasten bis zu 80 % deines Körpergewichts auf einer doch recht überschaubaren Fläche: dem Fahrradsattel. Ist dieser falsch eingestellt oder nicht für den genutzten Fahrradtyp gedacht, kann das zu unangenehmen Beschwerden im Rücken und anderen Körperteilen führen. Um also auf Dauer nicht nur bequem, sondern auch schmerzfrei unterwegs zu sein, sollte die Wahl des richtigen Sattels nicht leichtfertig getroffen werden – die folgenden Tipps helfen dir dabei, das perfekte Modell für deine Ansprüche zu finden.
Entscheidend: Der Sitzbeinhöckerabstand
Früher wurde lediglich zwischen Fahrradsättel für Herren und Sättel für Damen unterschieden. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass diese geschlechtsspezifische Unterscheidung nicht sinnvoll ist, da der Körperbau vielmehr abhängig von der jeweiligen Person als dem Geschlecht ist. Entscheidend dabei ist der Sitzbeinhöckerabstand. Dieser bestimmt die Breite des Sattels und somit die Fahr-Anatomie. Außerdem spart es dir Zeit, diesen Abstand bereits zu kennen, wenn du dir einen Sattel kaufen möchtest.
So findest du deinen Sitzbeinhöckerabstand heraus:
- Schritt 1: Lege dir etwas Karton (zum Beispiel Verpackungsmaterial), einen Stift und Lineal zurecht.
- Schritt 2: Lege das Stück Karton auf eine waagerechte Oberfläche, etwa einen Stuhl. Setze dich mit aufrechtem Rücken auf die Pappe.
- Schritt 3: Zeichne den Abstand der beiden entstandenen Abdrücke ein und kreise diese ein. Miss nun den Abstand von Mitte zu Mitte der beiden Abdrücke. Liegt der Wert zwischen zwei Zahlen in Zentimeter, dann runde diesen auf.
- Schritt 4: Beziehe die Sitzposition auf dem Fahrrad mit ein. Je nachdem, welche Sitzposition man auf dem Rad einnimmt, muss die zu wählende Sattelbreite noch angepasst werden. Wenn du etwa eine gestreckte Position einnimmst (zum Beispiel bei einem Triathlon), dann sollte die nutzbare Sattelbreite dem Sitzknochenabstand entsprechen. Sitzt du aufrechter, addiere bis zu 4 Zentimeter (vollständig aufrecht) hinzu.
An dieser Grafik kannst du erkennen, wie viele Zentimeter du abhängig von deine Fahrposition noch dazu addieren musst:
Die gewonnene Zahl hilft dir nun dabei, die ergonomisch perfekte Sattelbreite zu finden. Solltest du unsicher sein, holst du dir am besten Unterstützung von unseren Expertinnen und Experten in den HERVIS Stores.
Welcher Sattel für welches Rad?
Je nachdem, für welche Art von Rad du dich entschieden hast, gibt es dazu passende Sattelarten. Wenn du mit einem Citybike in der Stadt unterwegs bist, sind die Fahrten normalerweise eher kurz und die Sitzhaltung ist aufrecht. Das bedeutet, dass die Sitzknochen auf natürliche Weise auf dem Sattel aufliegen. Da die Stöße bei dieser Sitzhaltung nur unzureichend abgefedert werden, sollte der Sattel recht breit und weich sein, um eine große Kontaktfläche mit dem Sitzknochen zu erreichen. Allerdings ist diese Weichheit des Sattel ein Problem, sobald man mit einem Citybike für längere Zeit fährt. Die Folgen können Probleme im Rückenbereich – vor allem an der Wirbelsäule – sein.
Etwas schwieriger ist das Thema Sattel beim Mountainbike (MTB) oder Trekkingbike. Bei einer Fahrt mit dem Mountainbike ändert sich der Untergrund regelmäßig, weswegen Fahrer:innen nicht permanent auf dem Sattel sitzen, sondern aufgrund des hohen Tempos stehend oder in Hockstellung das Gleichgewicht halten. Ein MTB-Sattel muss demnach breit und hart, aber gleichzeitig dämpfend sein, damit Schläge und Stöße abgefedert werden können. Gleiches gilt fürs Trekkingbike, mit dem du tendenziell eher auf wechselndem Untergrund unterwegs bist.
Bei der Nutzung eines Rennrades ist die Körperhaltung flacher, was sowohl aerodynamisch als auch ergonomisch Vorteile mit sich bringt. Der Schwerpunkt des Körpergewichts wird dabei auf den Lenker verlagert und der Kontaktpunkt damit ganz oder teilweise von den Sitzbeinhöckern auf die Schambeinkufen verlagert. Sättel für Rennräder sind also wesentlich schmaler und härter als jene für Citybikes, um einen starren Widerstand zu bieten.
Der Sattel für ein Kinderrad ist in der Bauweise einem Sattel für Erwachsene ähnlich – mit Ausnahme der deutlich geringeren Größe. Viele Herstellerfirmen verzichten gänzlich auf separate Kindersättel, da man dem Nachwuchs quasi beim Wachsen zusehen kann und die Sättel entsprechend oft getauscht werden müssten. Außerdem befinden sich Kinder im Vergleich zu Erwachsenen deutlich kürzer auf ihren Bikes, was nicht nur der Ausdauer, sondern auch der kindlichen Geduld zuzuschreiben ist.
Die folgende Tabelle gibt einen zusammenfassenden Überblick:
Rad | Sattelbreite | Sattelhärte |
Citybike | sehr breit | weich |
Mountainbike/Trekkingbike | breit | hart/dämpfend |
Rennrad | schmal | hart |
Aus welchem Material bestehen Sättel?
Heutzutage kommen fast ausschließlich Leder oder Synthetik-Materialien wie PVC und Kunstleder als Materialien für die Oberfläche von Fahrradsätteln zum Einsatz. Kunstleder ist sehr robust, pflegeleicht und in den meisten Fällen zu 100 % wasserdicht. Leder ist wiederum atmungsaktiv und leitet Schweiß und Wärme gut ab. Außerdem ist das Material mit etwas Pflege äußerst strapazierfähig und viele Jahre haltbar. Die Polsterung im Inneren des Sattels wird durch Gel oder Schaumstoff erzeugt, wobei sich Gel dadurch auszeichnet, dass es sich besonders flexibel an die Körperform anpasst.
Wird der Leistung mehr Relevanz als dem Komfort zugeschrieben – Rennradfahrer:innen können davon etwa ein Lied singen – wird das Gewicht des Sattels zum entscheidenden Kaufkriterium. Um hier einen möglichst geringen Luftwiderstand zu erzeugen, wird bei der Sattelproduktion das besonders leichte Material Carbon verwendet.
Doch nicht nur die Zusammensetzung der Satteloberfläche ist wichtig, sondern auch die des Sattelgestells. Dieses kann prinzipiell aus Aluminium, Titan oder Carbon bestehen und unterscheidet sich in den Bereichen Preis, Gewicht und Robustheit folgendermaßen:
| Aluminium | Titan | Carbon |
Preis | günstig | teuer | sehr teuer |
Gewicht | leicht | schwer | sehr leicht |
Robust | weich | sehr robust | bricht schnell |
Wie wichtig ist die Länge des Sattels?
Bei der Breite des Fahrradsattels geht es in erster Linie um die Anatomie des Fahrens, die damit maßgeblich bestimmt werden kann. Bei der Länge des Sattels ist es vielmehr eine Sache der persönlichen Präferenz, die aber auch nicht zu unterschätzen ist. Wichtig ist, dass du vor allem bei längeren Fahrten vor- und zurückrutschen kannst. So schaffst du Abwechslung in der Sitzposition, kannst mehrmals die Position auf dem Rad ändern und beugst Überlastungen vor.
Was muss ich sonst noch wissen?
Mittlerweile gibt es viele verschiedene Designs, die zum Teil auch mit einer medizinischen Wirksamkeit beworben werden. Eine Aussparung des Sattels, etwa durch kleine oder große runde Löcher oder durch zentrale Vertiefungen, soll die Durchblutung anregen und Entlastung schaffen. Eine zentrale Vertiefung in der Mitte der Satteldecke entlastet beispielsweise die Nervenbahnen im Damm- und Intimbereich. Allerdings können diese Arten von Sätteln auch schmerzhafte Druckstellen zur Folge haben.
HERVIS-Profi-Tipp: Um Druckstellen zusätzlich auszugleichen, kann die Sattelneigung verändert werden. Dazu nimmst du eine Wasserwaage und legst diese auf den Sattel. Nun neigst du die Sattelnase nur ein paar Millimeter nach vorne und achtest darauf, dass sich die Anzeige der Wasserwaage kaum verändert. Wichtig ist, dass du nach wie vor stabil sitzt und sich nicht zu viel Gewicht auf die Arme verlagert.
Die Suche nach dem richtigen Sattel kann aufgrund der vielen verschiedenen Typen und Eigenschaften etwas dauern. Jedoch solltest du dir diese Zeit auch wirklich nehmen, da ein passender Sattel dafür sorgt, dass das Radfahren auch für lange Zeit richtig Spaß macht. In unserem Radberater findest du übrigens noch viele weitere Infos rund um das Thema Fahrrad, etwa zum Fahrradhelm, Fahrradbeleuchtung oder zu Fahrradbremsen.
HAFTUNGSAUSSCHLUSS:
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