Kaufberatung: Welche Tourenski passen zu mir?
Stehst du wieder oder gar das erste Mal vor der kniffligen Entscheidung, welchen Tourenski du kaufen sollst? In diesem Ratgeber erklären wir dir die Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Skitypen, auf welche Eigenschaften du achten solltest und was die verschiedenen Fachbegriffe bedeuten.
Das wichtigste beim Tourenski-Kauf ist die richtige Einschätzung: Es macht einen Unterschied, ob du auf der Piste oder im Gelände fährst. Anschließend solltest du dich entscheiden, ob dir die Abfahrt oder der Aufstieg wichtiger ist. Zuletzt passt du deine Ski auch deinem Fahrstil an: Bevorzugst du das gemütliche Fahren, sind leichte Tourenski zu empfehlen. Liebst du es hingegen, den Hang runterzusausen, solltest du ruhig etwas Gewicht an den Beinen haben.
Der Aufbau von Tourenski
Das Fahrverhalten des Tourenskis wird maßgeblich von seiner Form und seinem Innenleben mitbestimmt. Hier haben sich vier verschiedene Konstruktionsweisen etabliert:
- Sandwichbauweise: Diese hochwertige Konstruktion schichtet und verleimt alle Lagen des Tourenskis, also Belag, Dämpfung, Druckgurt, Skikern und Deckel, aufeinander. Zusätzlichen Schutz für die Schichten bieten angeklebte Seitenwangen.
- Schalenbauweise: Hier wird Deckel und Druckgurt seitlich bis zur Skikante heruntergezogen, um den Skikern wie eine Schale zu umschließen.
- Torsionsbox: Diese Bauweise ersetzt den Druckgurt durch eine Ummantelung aus Carbon oder Glasfaser, welche den Kern umschließt.
- Cap-Bauweise: Diese Konstruktionsweise zieht den Kunststoffdeckel bis zu den Kanten und schafft so einen Leichtgewicht-Ski.
Natürlich sind auch Kombinationen aus den genannten Bauweisen erhältlich. Am hochwertigsten sind Schalen- und Torsionsbox-Bauweisen. Eine CAP-Konstruktion ermöglicht sehr leichte Ski, dafür müssen Abstriche bei Stabilität und Langlebigkeit gemacht werden.
Der Skikern besteht entweder aus verleimten Holzelementen oder, bei günstigeren Modellen, aus Hartschaum. Bei der Materialauswahl wird stark auf das Gewicht geachtet, leichte Holzarten wie Paulowniaholz oder Esche kommen gerne zum Einsatz.
Übrigens: Das Holz der Skikerne stammt nicht aus der Abholzung der Regenwälder sondern aus kontrolliertem Anbau.
Der Druckgurt bestimmt die Torsionssteifigkeit und Druckverteilung über die Skilänge hinweg. Druckgurte bestehen meist aus dünnen Aluminium-Metallplatten oder -drähten. Erfahre mehr zu Torsionssteifigkeit und weiteren Eigenschaften der Tourenski im folgenden Absatz.
Eigenschaften deiner Tourenski
Genauso wie bei Alpin Ski, lassen sich auch für Tourenski Parameter definieren, die ihre Eigenschaften näher beschreiben. Die wichtigsten sind Taillierung, Mittelbreite und die Formbegriffe Flex, Torsion und Rocker.
Die Taillierung beschreibt, einfach gesagt, die gebogene Form deiner Tourenski. Es ist das Verhältnis der Skimittelbreite zur Breite der Skischaufel (vorne) und dem Heck (hinten) unter Beachtung der Skilänge. Ein stark taillierter Ski hat eine schmale Skimitte und breitere Enden. Die Taillierung gibt Auskunft über die Drehfähigkeit des Skis. Je taillierter der Ski, desto drehfreudiger ist er.
Der Radius gibt an, wie stark sich der Ski zu den Enden hin verbreitert. Je kleiner der Radius, desto taillierter ist der Ski. Bei Tourenski liegt der Radius zwischen 15 und 20 m. Stark taillierte Ski sind für einen steilen Aufstieg nicht sehr gut geeignet, da sie weniger Halt bieten und mehr Druck abverlangen. Bedenke auch, dass die Skifelle genau auf die Taillierung zugeschnitten sein müssen. Möchtest du mehr über passende Skifelle erfahren, wirf einen Blick in unseren Skifell-Ratgeber.
Die Torsion eines Skis beschreibt die Verwindung des Skis um die Längsachse. Diese Verdrehung entsteht durch den Druck beim Aufkanten. Ein torsionssteifer (fester) Ski kann diesem Druck besser standhalten und dadurch berührt die Kante den Schnee mit einer größeren Fläche. Ein fester Ski lässt sich exakter fahren und reagiert schneller. Bei weichen Tourenski ist es umgekehrt – unter der Belastung verdrehen sich die Ski schneller und die Kante liegt kaum auf der Schneeoberfläche auf. Mit weniger torsionssteifen Ski musst du bei vereisten Pisten vorsichtig sein, da der Ski weniger Griffigkeit aufweist. Vorteilig ist, dass solche Modelle Fahrfehler besser verzeihen!
Kurz gesagt: Je geübter du als Fahrer:in bist und je schneller du in der Abfahrt sein möchtest, desto torsionssteifer sollten deine Tourenski sein.
Auch der Flex gibt eine Form der Härte der Tourenski an: Flex ist die Biegung des Skis unter Einwirkung von Druck (erzeugt durch Körpergewicht und Geschwindigkeit).Ein sehr weicher Flex kann dazu führen, dass der Ski nicht gleichmäßig genug auf der Schneeoberfläche aufliegt und sich zur Mitte hin durchbiegt. Dadurch kann es zum flatterhaften Fahren kommen. Ein zu harter Flex andererseits führt dazu, dass der Ski sich nicht genug durchbiegen kann. dadurch wird der Ski weniger drehfreudig, was dich am Kurvenfahren hindern kann.
Abschließend kann gesagt werden, dass die Skihärte zu dir und deinem Fahrstil passen soll.
Was ist die Rocker-Bauweise eines Tourenskis?
Ein Tourenski mit Rocker-Bauweise hat eine lange, flache Schaufel, wobei das Ende aufgebogen ist. Das führt dazu, dass die Auflagefläche weg von den Ski-Enden und hin zur Bindung verlagert wird und der Ski dadurch drehfähiger wird. Das hilft dir, vor allem bei Tiefschnee kraftsparender zu gehen. Nachteilig ist bei dieser Form der verringerte Kantengriff, zu spüren vor allem im harten Gelände. Auch die Laufruhe ist nicht so stark ausgeprägt wie bei anderen Modellen, wodurch sich die Abfahrtsleistung verringert.
Drei Tourenski-Arten
Im Allgemeinen lassen sich Tourenski in drei Typen einteilen, je nachdem, ob du aufstiegs- oder abfahrtsorientiert bist, wählst du den Allrounder, den Freetouring Ski oder den Race Tourenski.
Allrounder
Der Begriff Allrounder bezeichnet im Sportjargon meist einen Kompromiss zwischen zwei Extremen. Im Tourenski-Sport werden jene Ski als Allrounder bezeichnet, die durch ihre Eigenschaften sowohl aufstiegs- als auch abfahrtsorientierten Fahrer:innen gute Dienste erweisen. Als Orientierungshilfe kannst du dir zwei Daumenregeln merken:
- Je schwerer der Tourenski, desto stabiler gestaltet sich deine Abfahrt. Der Aufstieg wird aber umso mühevoller.
- Je breiter der Tourenski, desto besser kannst du im Tiefschnee abfahren. Die Performance auf der Piste oder im lockeren Pulverschnee ist dann aber schlechter.
Die Mittelbreite der Allrounder liegt meist zwischen 80 und 85 mm und wiegt zwischen 1200 und 1400 g. Die Taillierung entspricht auch einem Kompromiss und ist meist moderat. Oft finden sich bei Allroundern Tip-Rocker, da die Ski so im Tiefschnee noch drehfreudig bleiben und Fahrfehler verzeihen. Bist du Anfänger:in, liegt die ideale Skilänge 15 cm unter deiner Körpergröße; hast du bereits Erfahrung, kann der Ski ruhig bis zu 5 cm länger als du selbst sein.
Tipp: Findet die Tour meist auf der Piste statt, schaffe dir keinen allzu breiten Ski an!
Abfahrtsorientierter Freetouring-Ski
Um deine Abfahrtsleistung zu steigern, sind Freetouring Ski relativ schwer, denn sie wiegen zwischen 1400 und 1600 g. Die Mittelbreite beträgt meist ab 95 mm und bringt dich gut über Tiefschnee. Zu beachten ist aber, dass dich das Extra-Gewicht bei einem längeren Aufstieg ermüden kann und du so die Abfahrt nicht mehr wirklich genießen kannst. Hier musst du deine Kenntnisse und die Tour richtig einschätzen, um die Eigenschaften der Tourenski auch nutzen zu können. Die Skilänge kann 10 cm unter oder über deiner Körpergröße liegen. Leichterer Skifahrer:innen wählen dabei den kürzeren Ski.
Race Tourenski
Liegt dir mehr an einem langen oder schnellen Aufstieg, solltest du dich bei aufstiegsorientierten Tourenski umschauen. Alles an den Tourenski ist darauf ausgelegt, Gewicht zu reduzieren. Die Tourenski sind zudem schmal geschnitten, Spitzkehren kannst du damit sehr gut meistern. Behalte aber immer im Hinterkopf, dass je leichter und schmäler dein Tourenski ist, desto weniger Auftrieb hast du und desto ungeeigneter wird der Ski für das Fahren im Tiefschnee.
Eigenschaften | Allrounder | Freetouring Ski | Race Tourenski |
Orientierung | Sowohl abfahrts- als auch aufstiegsorientiert | abfahrtsorientiert | aufstiegsorientiert |
Mittelbreite | 80 - 85 mm | 95-110 mm | 65 - 80 mm |
Gewicht | 1200 bis 1400 g | 1400 und 1600 g | 1000 bis 1300 g |
Taillierung | moderat | schwach | stark |
Gibt es Damentourenski?
Herren- und Damentourenski zielen vor allem auf die Unterschiede in Körperhaltung und -gewicht ab. Frauen sind tendenziell leichter als Männer und verlagern ihr Gewicht beim Tourengehen nach hinten. Auch halten sich weibliche Skitourengeher in der Regel aufrechter, während sich Männer beim Gehen gerne nach vorne neigen. Daher kann die Bindung bei Damenski etwas weiter vorne montiert werden. Auch sind Ski für Frauen leichter und haben eine andere Biegung und Taillierung. Alles in allem heißt das aber nicht, dass sportliche Frauen keine Herrentourenski fahren können oder dass Männer nicht genauso Damentourenski bevorzugen.
Wir empfehlen dir, ein paar Skimodelle auszutesten und sie auf dich und deinen Fahrstil abzustimmen. Eine gute Gelegenheit dazu gibt es beim HERVIS Tourenskiwinter. Hier kannst du zusammen mit Profis vom La Sportiva Mountain Attack-Team an einer geführten Skitour teilnehmen, dir Tipps holen und deine Ausrüstung ausprobieren.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass der passende Tourenski neben Aufbau und Geometrie stark von deiner Selbsteinschätzung abhängt. Überlege daher gut, wie du deine Tourenski einsetzen möchtest.
Haftungsausschluss
Diese Tipps und Infos haben wir nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Wir bitten jedoch um Verständnis, dass wir eine Haftung dafür nicht übernehmen können.