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Kaufberatung: Karabiner, Schlingen & Expressen

Ein Kletterer hält eine Gruppe bunter Karabiner, die an einem Klettergurt befestigt sind. Der Gurt ist mit mehreren Sicherungsgeräten ausgestattet. Im Hintergrund ist eine unscharfe, natürliche Umgebung zu erkennen, vermutlich ein Wald oder Felsgebiet.

Spätestens, wenn man sich das erste Mal an eine echte Felswand wagt, werden Expressen (auch: Exen), Bandschlingen und Karabiner zum fixen Bestandteil der Kletterausrüstung. Alle drei sind neben Klettergurt, Helm, Seil, und Sicherungsgerät essentiell für die Ausübung des Klettersports. Grund genug, sich nicht einfach “irgendwelche” zu kaufen, sondern sich zuerst über Anwendungsgebiete und Qualitätsmerkmale zu informieren. Alles, was du dazu wissen musst, findest du hier!

Welche Karabiner brauche ich?

Karabiner sind ein wahres Multitalent: Sie sichern dich vor Stürzen, verbinden das Sicherungsgerät mit dem Kletterseil und ermöglichen dir den Transport von Material ohne Tasche. 

Karabiner-Anatomie

Ein roter Karabiner mit Beschriftungen auf Deutsch. Die Teile des Karabiners sind mit Linien markiert und benannt: Bogen, Nase, Schnapper und Rücken.

Prinzipiell besteht die Anatomie eines Karabiners aus vier Teilen:

  • Schnapper: Der bewegbare Teil des Verschlusses
  • Nase: Der Teil des Verschlusses, in den der Schnapper “einschnappt”.
  • Bogen: Der (wortwörtliche) Bogen, an dem Seil, Schlinge und Co befestigt werden
  • Rücken: Die lange, gegenüberliegende Seite zu Schnapper und Nase

Welchen Verschluss sollte ich wählen?

Grundsätzlich gibt es viele verschiedene Verschlussarten für Karabiner, die sich in ihren Mechanismen und ihrer Sicherheit unterscheiden. Davon kommen aber nicht alle regelmäßig zum Einsatz. Wir stellen die vier Wichtigsten vor. 

Der erste ist der einfache Schnapper. Dieser Verschluss ist nicht verriegelbar und kommt vor allem in Kombination mit Expressschlingen vor, da sie einhändig bedient werden können. Auch zum Materialtransport können sie verwendet werden, sofern kein spezieller Materialkarabiner vorhanden ist. Sie gelten aber als nicht besonders sicher, weshalb sie maximal als Zwischensicherung in Gebrauch sein dürfen.

Die zweite Verschlussart sind sogenannte “Twist-Locks”. Die Verriegelung dieser Verschlüsse wird geöffnet, indem der Riegel einmal gedreht wird. Wie der Schnapper gehören solche Karabiner zu den Verschlüssen mit niedriger Verschlusssicherheit und sollten mit Vorsicht eingesetzt werden.

Als dritte Variante gibt es Schraubverschlüsse, wie man sie vor allem an HMS (Halbmastwurfsicherung)-Karabinern findet. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen Karabiner mit Schnapper, der aber durch eine Drehbewegung mit nur einer Hand verriegelt werden kann. Sie besitzen eine mittlere Sicherheitseinstufung und können daher für fast alles eingesetzt werden. Nur beim Anseilen, Toprope oder in Seilweiche ist extra Vorsicht geboten.

Zu guter Letzt gibt es Verschlüsse mit dreifacher Sicherung, wobei sogenannte “Ball-Lock”-Karabiner die häufigsten Vertreter sind. Zum Öffnen muss ein kleiner Ball gedrückt, der Verschluss gedreht und anschließend nach innen geöffnet werden. Dieser Verschluss ist äußerst sicher und gehört damit zu den “Safelocks”. Gegenüber Schraubverschlüssen sind sie etwas gewöhnungsbedürftig, mit ausreichend Übung bieten sie aber keine Nachteile und können kaum versehentlich (z. B. durch Erschütterungen) entriegelt werden.

Welches Karabiner-Material ist am besten?

Nahaufnahme von Händen, die einen grünen Karabiner sichern. Der Karabiner ist mit einem blau-weiß gemusterten Kletterseil und einem schwarz-grauen Gurt verbunden.

In fast allen Anwendungsfälle wirst du nur Alu-Karabiner benötigen, denn sie sind leicht und dennoch relativ stabil. Erst nach einigen Jahren Nutzung, beispielsweise wenn sie bereits Dellen aufweisen, müssen sie ausgetauscht werden. Alternativ zu Aluminium gibt es zwar Stahlkarabiner, diese werden allerdings fast ausschließlich als Fixpunkte in Hallen oder Klettergärten verwendet.

Was bedeutet die kN-Angabe bei Karabinern?

Bei jedem Karabiner muss in Newton (bzw. Kilonewton) angegeben werden, welcher Kraft er längs, quer oder offen widerstehen kann. Die Angabe befindet sich meist nicht nur in der Produktbeschreibung, sondern ist auf dem Karabiner selbst eingraviert. Die Mindestanforderungen nach EU-Norm lauten:

  • Längs: 20 kN
  • Quer: 7 kN
  • Offen: 7 kN

Weil diese Voraussetzungen bereits mehr als ausreichend sind (mit 20 kN kann ein Auto abgeschleppt werden), spielt die kN-Angabe beim Kauf von Karabinern kaum eine Rolle.

Wofür sind die verschiedenen Karabiner-Formen gedacht?

Bei Karabinern gibt es vier Grundformen: Oval, D-Form, Basiskarabiner und HMS-Karabiner. Da die ersten beiden jedoch veraltet sind, kommen sie kaum noch zum Einsatz. Sowohl Basiskarabiner als HMS-Karabiner sind asymmetrisch aufgebaut, wodurch sie einer höheren Belastung standhalten und gleichzeitig weniger Gewicht auf die Waage legen. Basiskarabiner können für so gut wie alles verwendet werden, nur für HMS-Knoten eignen sie sich nicht. Dafür sind Karabiner mit einem größeren Bogen notwendig, sogenannte HMS-Karabiner. Auch diese Form von Karabinern kann in den meisten Fällen uneingeschränkt verwendet werden. Vorsicht ist nur in Kombination mit dem Sicherungsgerät gefordert, da nicht jeder Karabiner zu jedem Sicherungsgerät passt. Genaueres steht jeweils in der Betriebsanleitung des Sicherungsgerätes.

Welche Bandschlingen brauche ich?

Nahaufnahme einer Person mit Kletterausrüstung. Der Klettergurt ist um Taille und Oberschenkel befestigt und mit mehreren Karabinern und Gurten ausgestattet.

Bandschlingen sind wichtige Helfer bei der Zwischensicherung mit Karabinern (z. B. am Klettersteig) oder zum Standplatzbau (z. B. bei Mehrseiltouren). Auf Hochtouren sind sie zudem ein essenzieller Teil der Rettungskette im Notfall. Es gibt sie in verschiedenen Material- und Längen-Kombinationen und je nachdem eignen sie sich für andere Einsatzbereiche.

Wichtig: Bandschlingen sind generell nicht dafür geeignet, Stürze zu absorbieren – es besteht hohe Verletzungsgefahr!

Bandschlingen-Materialien im Überblick

Bandschlingen werden fast ausschließlich aus einem der drei folgenden Materialien oder deren Kombination gefertigt:

  • Nylon: Das Material ist vergleichsweise elastisch, aber nicht schnittfest. Jedoch eignet es sich im Gegensatz zu Dyneema und Kevlar auch zum Verknoten.
  • Dyneema: Das aus Polyethylen bestehende Material ist besonders robust, dünn und schnittfest. Allerdings bietet es kaum Dehnung.
  • Kevlar: Dieses Material ähnelt Dyneema in seiner Funktion sehr. Es ist ebenfalls schmal, leicht und schnittfest, aber besitzt kaum Elastizität.
  • Hybridschlingen: Diese Mischung aus Nylon im Kern und Polyethylen außen bieten das Beste aus beiden Welten. Sie sind vergleichsweise elastisch und knotensicher, aber auch vor Umwelteinflüssen geschützt. Jedoch spiegelt sich die Qualität im Preis wider.

Welches Material nun verwendet werden soll, kommt auf den Einsatzbereich an. Prinzipiell sollten Nylonschlingen nur zum Einsatz kommen, wenn Knoten erforderlich sind. Aber hier gilt das Gebot zur Vorsicht, denn jeder Knoten schwächt die Energieaufnahmefähigkeit um die Hälfte! Bei Dyneema und Kevlar verringert sich der Wert noch mehr, weshalb diese beiden Materialien nicht zur Standplatzsicherung geeignet sind. In Kombination mit Expressen sind Dyneema und Kevlar allerdings aufgrund ihres geringeren Gewichts und ihrer Robustheit die bessere Wahl.

Welche Bandschlingen-Länge eignet sich wofür?

Die meisten Bandschlingen sind zwischen 60 und 120 cm lang. Je nach Länge eignen sie sich für andere Anwendungen:

  • 60 cm: Zur Selbstsicherung, Fädeln von Sanduhren und Expressen
  • 90 cm: Für verlängerte Expressen
  • 120 cm: In erster Linie für den Standplatzbau

In den meisten Fällen reicht es, zwei 60 cm und zwei 120 cm lange Schlingen mitzunehmen. Schlingen in 90 cm Länge kommen seltener zum Einsatz. Wichtig ist, dass eine 120 cm Schlinge mit Knoten keine 60 cm Bandschlinge ersetzt, da hier (wie zuvor bereits beschrieben) die Energieaufnahmefähigkeit stark verringert wird.

Welche Expressen brauche ich?

Nahaufnahme von Kletterausrüstung an einer Felswand: Zwei Karabiner, einer grün und einer silbern, sind mit einem Bandschlingensystem verbunden. Ein grünes Kletterseil ist am grünen Karabiner befestigt.

Mithilfe von Expressen (auch: Exen) wird das Seil am Fels oder der Kletterwand fixiert, um so eine Zwischensicherung zu kreieren. Einer der beiden, durch eine Polyamidschlinge verbundenen und unterschiedlichen Karabiner, wird dabei im Vorstieg an einem Bohrhaken befestigt, danach wird das Seil durch den anderen Karabiner geklippt.

Wichtig: Wie bei jeder kletterbezogenen Ausrüstung muss der Einsatz von Exen geübt sein, beispielsweise ist die Ausrichtung im Verhältnis zum Seilverlauf entscheidend.

Da Expressen aus einem Set aus zwei Karabinern sowie einer Bandschlinge bestehen, lassen sich die Qualitätsmerkmale eines Express-Sets aus unseren vorherigen Empfehlungen ableiten. Die Karabiner von Expressen sind in der Regel nicht verriegelbar und verwenden einen regulären Schnapper oder einem Drahtschnapper. Das Material der Expressschlinge besteht idealerweise aus Dyneema, Kevlar oder einer Hybridschlinge

Expressschlingen sind allerdings wesentlich kürzer als andere Bandschlingen, da kaum mehr als 10 bis 20 cm benötigt werden (Ausnahme: um Knickbelastungen zu verhindern). In den meisten Fällen reichen dabei 10 cm Exen. Nur, wenn der Vorstieg im “Zickzack” geschieht (z. B. weil die Bohrhaken nicht in einer Linie verlaufen), bieten längere Sets den Vorteil, dass das Seil leichter nachgezogen werden kann.

Neben der Länge spielt die Größe der Karabiner eine Rolle. Kleine Express-Sets haben den Vorteil, dass sie leichter und damit eine geringere Gewichts-Belastung beim Klettern sind, selbst wenn man viele mitnimmt. Nur für Personen mit großen Händen oder bei der Benutzung von dicken Kletterseilen sind größere Sets die bessere Wahl. 

HERVIS-Profi-Tipp: Ein praktisches Feature von einigen Expressen-Sets ist, dass die zwei Karabiner unterschiedliche Farben besitzen, damit du ohne viel Nachdenken die richtige Seite beim Einhängen erwischst. 

Hast du einen anstrengend Tag in der Kletterwand hinter dir, gibt es doch nichts Schöneres, als den Tag unter freiem Himmel ausklingen zu lassen, oder? In unseren Kaufberatungen zu Zelt und Schlafsack sowie Camping-Zubehör findest du alles, was du für das ideale Outdoor-Wochenende wissen musst.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS:

Diese Tipps und Infos haben wir nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Wir bitten jedoch um Verständnis, dass wir eine Haftung dafür nicht übernehmen können.

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